Ein Vermächtnis – inspirierend und zukunftsweisend
Ein Leichtes, das Areal mit neuem Leben zu füllen, wenn der BR den Bau nicht mehr braucht. Ideen und Vorschläge gibt es genug: Bis zur Sanierung des Gasteigs oder des Konzerthaus-Neubaus im Werksviertel könnte im Studio 1 das Symphonieorchester proben. Denn auch der Herkules-Saal muss „runderneuert“ werden. Das Rundfunkorchester könnte ins Studio 2 umziehen. Die „Stiftung Zuhören“ könnte endlich den bayerischen Schulklassen unter professionellen Bedingungen das Radiomachen und guten Journalismus nahebringen. Musiker des Rundfunkorchesters und Symphonieorchesters könnten in den schallisolierten Zimmern unterrichten und ihre Erfahrungen weitergeben, und, im Austausch mit internationalen Jugendorchestern, zu einer Begegnungsstätte internationalen Ranges werden. Auch für die Musikhochschule ist das Gebäude prädestiniert als Interimsstätte.
Bayerische Audiothek und ARD-Musikwettbewerb
In den Büroräumen könnten Soundkabinen entstehen, wo Interessierte sich durch unsere Archivschätze hören, eine Art „Bayerische Audiothek“, wie es sie in Österreich längst gibt. Der Innenhof eignet sich für Open Air-Veranstaltungen, Künstler könnten einen Klanggarten gestalten, denn es ist das Ohr, das den ersten Kontakt zur Außenwelt aufnimmt.
Die Stadt München und das Land Bayern verlieren Veranstaltungen von internationaler Strahlkraft. Den renommierten „ARD Musikwettbewerb“ (mit ca. 200 Teilnehmern aus der ganzen Welt), den „Prix Jeunesse International“ (ein weltweit beachtetes Fernsehfestival für qualitativ hochwertige internationale Kinder- und Jugendprogramme), den Bayerischen Chor- und Orchesterwettbewerb, „Jugend musiziert“, „Klassik zum Staunen“ für Kinder. Beste Werbung und Imagepflege für den BR und eine ARD, die unter Rechtfertigungsdruck steht. Und für die Stadt München und das Land Bayern.
Zu denken wäre, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum, auch an eine Dauerausstellung zur Rundfunkgeschichte, die in Bayern 1923 begann mit der „Deutschen Stunde in Bayern“. Startups hätten genauso Platz wie Jugend-Arbeitsgruppen oder die Synchronszene, im großen Sitzungssaal wäre Platz für die umfangreiche BR-Bibliothek (75.000 Bände), die der Öffentlichkeit in Präsenz zugänglich gemacht werden könnte, mit wertvollen Erstausgaben und seltenen Katalogen, die allenfalls, wenn überhaupt, in der Staatsbibliothek zu finden sind. Und „top oft he roof“ darf natürlich ein „Radio-Cafe“ nicht fehlen mit herrlichem Panoramablick oder nachts mit Blick in den Sternenhimmel Kultserien wie „Per Anhalter durchs All“ hören.
Ein Urban Hub des „guten Tons“ für Kunst und Diskurs
Der quaderförmige Kubus atmet Kultur, steht für Diskurs und Debatte, für Kunst und die Freiheit des Geistes, das Grundgesetz, ein Urban Hub des „guten Tons“ und der Phantasie.
Wegen seiner hervorragenden Lage, prominent platziert direkt am Hauptbahnhof, ist der Studiobau ein unverzichtbarer Begegnungsort für Jung und Alt, eine Akademie für Musik und Ton, er ist Lebendigkeit. Mit einem Abriss verschwinden drei Konzertsäle mit hervorragender Akustik mit knapp 900 Plätzen. Der Studiobau ist steinerne Kulturgeschichte, ganz im Sinne des Intendanten Wallenreiter, dass in diesem Bau die „Freiheit, der Geist der Weltverbundenheit und Weltverantwortung lebt, der Mut zum klaren Denken, der Wille, das Gemeinsame und Unvergängliche zu suchen.“
Öffnen wir den Bau für Kunstschaffende und Lernende, für Konzerte und Debatten, für die Hörer und Hörerinnen, für alle Menschen. Denn ihre Gebühren haben den Studiobau finanziert. Ihr Zwang ist unsere Pflicht! Geschätzte 30 Millionen für den Abriss werden im Orkus versenkt. Ein Multifunktionssaal wird diese Qualität nicht ersetzen können. Jedenfalls nicht in der Art, wie er im Studio Franken gebaut wurde; von dort kann weder gesendet noch von „green production“ gesprochen werden, denn durch den Stellenabbau in der Technik (teilweise mit Abfindungen) müssen Fremdfirmen mit mehreren LKW von Berlin nach Nürnberg und oft auch nach München fahren. Im Studiobau hingegen kann von jedem Studio aus gesendet werden in Bild und Ton: „greener geht’s nimmer!“
Last but not least: Retro-Look – eine gefragte Kulisse für Bild und Audio
Der Studiobau ist auch gefragte Kulisse für Film und Fernsehen, für Up & Coming KünstlerInnen, für YouTube- und TikTok-Videos. In Studio 3 etwa werden die Live-Sessions in 3D Technik und LED Leinwand für FUNK gedreht, während in Studio 2 ein Streichquartett aufgezeichnet wird. Ein wildes Cross Over von unterschiedlichsten Genres, eine Begegnungsstätte im allerbesten Sinn.
Räumlichkeiten (Auswahl)
- 3 große Publikumsstudios mit knapp 900 Plätzen mit einer Gesamtfläche von über 1.100 m2
- 4 Lasten- und 6 Personenaufzüge
- 300 m2 Instrumentenlager im Untergeschoß mit Klavierwerkstätte
- 16 Solistenzimmer
- 1 Dirigentenzimmer mit Dusche
- Künstlerfoyer mit über 200 m2
- 9 große Wortaufnahmestudios mit einer Gesamtfläche von über 1.100 m2
- Multimediakomplex mit 180 m2
- 35 schallisolierte Tonbearbeitungsräume mit Regie und Aufnahmeraum
- 3 Sendekomplexe für Bayern 2, Bayern 3 und BR Klassik mit 800 m2
- 85 Redaktions- und Büroräume
- Schallarchiv mit ca. 1000 m2 für 360.000 Bänder, 81.000 LPs, 40.000 Singles oder 7.000 Schellacks
Baukosten
Knapp 50 Millionen Mark, das entspricht einer heutigen Summe von ungefähr 190 Millionen Euro